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So schützen Sie ihr Herz vor Diabetes-Folgen

Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Hören Sie, wie Lebensstil und neue Medikamente dem vorbeugen können.

Herz mit Zuckerwürfeln
GT77/stockadobe.com

Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall wird durch einen Diabetes mellitus um das zwei- bis vierfache erhöht im Vergleich zu Menschen ohne Zuckerkrankheit. Die gute Nachricht: Wir verstehen heute viel besser, warum das so ist – und vor allem, was wir dagegen tun können. Neue Medikamente revolutionieren gerade die Therapie, und manche schützen das Herz sogar besser als erwartet. Prof. Nikolaus Marx, Direktor der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Aachen und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung, erforscht genau diese Zusammenhänge. Hören Sie mehr im Podcast!

Spritzen oder schlucken?

Fast alle bisher als Medikament zur Diabetes-Therapie und zur Gewichtsreduktion zugelassenen GLP-1-Rezeptoragonisten – Ausnahme Semaglutid – müssen gespritzt werden, da es sich um synthetisch hergestellte Polypeptide handelt. Das Spritzen ist jedoch nicht für alle Patienten geeignet. In einer neuen Studie (publiziert im November 2025) wurde nun der Wirkstoff Orforglipron untersucht – ein neuer GLP-1-Rezeptoragonist, der nicht gespritzt, sondern einmal täglich als Tablette geschluckt wird. Es handelt sich dabei um ein kleines Molekül mit nicht-peptidischer Struktur (nicht Eiweiß-ähnlich), so dass es im Magen durch die Säure nicht zerstört wird, und daher oral aufgenommen werden kann. Es lässt sich relativ leicht herstellen und es ist auch keine Kühlung nötig.

Die Studie dauerte 72 Wochen und der Wirkstoff wurde gegen ein Scheinmedikament (Placebo getestet). Den über 1600 übergewichtigen Teilnehmenden mit einem Typ-2-Diabetes sowie den Behandlern war nicht bekannt, wer Wirkstoff (in drei verschiedenen Dosierungen) und wer Placebo bekam. Alle Patienten und Patientinnen wurden zusätzlich zu Lebensstiländerungen geschult.

Zu Beginn der Studie hatten die Teilnehmen ein mittleres Gewicht von 101 Kilogramm und einen Body-Mass-Index (BMI) von im Durchschnitt 27. Es zeigte sich, dass durch Einnahme des oralen GLP-1-Rezeptoragonisten mit zunehmender Dosis eine eindeutig stärkere Gewichtsreduktion (5-10 %) erreicht wurde als mit dem Scheinmedikament (minus 2,5 %). Auch der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) besserte sich merklich. Allerdings war die Zahl der Nebenwirkungen – meist leichtere Magen-Darm-Beschwerden – unter Orforglipron höher als unter Placebo. 

Nach Expertenmeinung könnten solche oralen Wirkstoffe künftig Menschen nützlich sein, die einen GLP-1-Rezeptoragonisten nicht spritzen können oder wollen. Die Gewichtsabnahme unter dem oralen Wirkstoff Orforglipron war in dieser Studie allerdings insgesamt etwas geringer als bei anderen Studien mit "Abnehmspritzen". 

Quelle: Orforglipron, an oral small-molecule GLP-1 receptor agonist, for the treatment of obesity in people with type 2 diabetes (ATTAIN-2), Lancet, Nov. 2025, DOI: 10.1016/S0140-6736(25)02165-8 

Experte

Prof. Dr. Nikolaus Marx
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